Der “ziff-Prozess” – was ist das?


Hans Rebhan (1943-2017), ab 1985 Leiter der Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Coburg, NLP-Lehrtrainer (DVNLP), zeitweise im Vorstand des DVNLP und Therapeut in eigener Praxis, erkannte in seiner therapeutischen Arbeit, dass es nicht zu nachhaltigen Lösungen führte, wenn die Ursachen für aktuell problematische Situationen in schwierigen Rahmenbedingungen in der Vergangenheit gesucht wurden. Er sah die eigentliche Ursache für die Entstehung von Problemen in einem falschen Umgang mit unseren notwendigen Grundbedürfnissen und Gefühlen. Im Rahmen ihrer Erziehung bzw. in der Anpassung an die Erwartungen ihrer Bezugspersonen lernen Menschen früh, ihre Grundbedürfnisse zu unterdrücken und die dabei auftretenden (warnenden) unangenehmen Gefühle mit Hilfe ihres Verstandes zu kontrollieren oder sich mit bestimmten Verhaltensweisen davon abzulenken. Dadurch werden aufkommende Gefühle nicht auf natürliche Weise verarbeitet, sondern bleiben im sog. Zellgedächtnis gespeichert. Die Folge: Sie blockieren uns zunehmend in alltäglichen Situationen, führen zu psychischer Beeinträchtigung (z.B. Ängste, depressive Verstimmungen), beeinträchtigen unser Immunsystem und führen zu körperlichen Erkrankungen. Vor allem bei psychosomatischen Symptomen geht es daher vor allem darum, die dahinter verborgenen emotionalen Blockaden aufzudecken und aufzulösen. Die gute Nachricht: Ein gelernter “falscher” Umgang mit Gefühlen kann auch im Erwachsenenalter noch jederzeit verändert werden,

Wie können unverarbeitete Gefühle verarbeitet werden?


“Unverarbeitete Gefühle müssen zu Ende gefühlt werden!”

Gefühle lassen sich nicht verarbeiten, wenn – wie in vielen therapeutischen Ansätzen – lediglich darüber gesprochen wird. Im Gegenteil: Sprache beendet Fühlen sofort. Wir alle wissen, wie sich Gefühle mit Kommandos sprachlich unterdrücken lassen – ganz egal, ob wir uns die Kommandos selbst geben (“Lass dir nichts anmerken!”, “Da gehst du jetzt durch!”) oder ob wir diese von anderen Menschen bekommen (“Reiß dich zusammen!”). Gefühle wirklich zu fühlen, bedeutet auch nicht, impulsiv zu reagieren. Gefühle werden nicht verarbeitet, indem Wut im Wald herausgeschrien, auf Kissen eingeschlagen oder bei Trauer lautstark geschluchzt wird. Das sind eher verzweifelte Versuche, die innere Anspannung und den Frust loszuwerden. Wir müssen Gefühle wirklich fühlen…

Was beinhaltet der ziff-Prozess?


“Der ziff-Prozess hilft, den inneren Kampf zu beenden und sich mit dem Symptom zu versöhnen” 

Der ziff-Prozess (ziff = zum inneren Frieden führen) wurde von Hans Rebhan aus der praktischen therapeutischen Arbeit mit KlientInnen entsprechend der Grundannahmen des Neurolinguistischen Programmierens, der Hypnotherapie von Milton A. Erickson und einem ganzheitlichen Verständnis von Symptomen bzw. Erkrankungen entwickelt. Er basiert nicht auf einer rationalen, sondern auf einer emotionalen Verarbeitung aktueller schwieriger Situationen und den entsprechenden Gefühlen: Gefühle werden nicht beschrieben und analysiert oder lediglich ausagiert (“abreagiert”), sondern gefühlt und dadurch verarbeitet.

Grundannahmen für den ziff-Prozess:

  • Unangenehme Gefühle und die daraus resultierenden Symptome sind die Folge, wenn wir unser Grundbedürfnisse (z.B. nach Erholung, Anerkennung, Selbstwert) ignorieren statt selbstverantwortlich dafür einzutreten.
  • Einstellungen, die wir uns früh in unserem sozialen Umfeld erworben haben, verleiten uns, unangenehme Gefühle vorzeitig durch innere Dialoge zu unterdrücken oder uns durch bestimmte Verhaltensweisen (oder Medikamente) abzulenken. Zunehmend versuchen wir unangenehme Gefühle zu vermeiden, indem wir möglichen auslösenden Situationen systematisch aus dem Weg gehen.
  • Werden Gefühle unterdrückt, und nicht „zu Ende gefühlt“, bleiben sie unverarbeitet in unseren Zellen gespeichert und führen in unserem Alltag zunehmend zu emotionalen (“Gefühlspanzer”) und körperlichen Blockaden.
  • Psychische und/oder körperliche Symptome (z.B. unangenehmes Gefühl, ein körperlicher psychosomatischer Schmerz) haben eine positive Absicht: Sie sind Versuche des Körpers, (endlich) eine emotionale Verarbeitung anzustoßen und das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen. Erst, wenn die positive Absicht belastender Gefühle erkannt und gewürdigt wird, können Blockaden aufgelöst werden.
  • Neben der emotionalen Verarbeitung geht es um eine Veränderung der aktuellen Lebensführung in Richtung Selbstverantwortung.

Der ziff-Prozess ist eine “stille” therapeutische Intervention. In einem trance-ähnlichen Zustand wird das unterdrückte Gefühl über innere Bilder ausgelöst, die verstandesmäßige Kontrolle unterbrochen und  das Gefühl “zu Ende gefühlt”. Werden Gefühle auf diese ganz natürliche Weise verarbeitet,  kommen körperliche und psychische Vorgänge wieder ins Gleichgewicht (“innerer Frieden”). In diesem Zustand können die natürlichen  Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Mit dem ziff-Prozess kann eine notwendige medizinische Behandlung optimal unterstützt werden.

Werden unangenehme Gefühle nach der oft jahrzehntelangen Unterdrückung und Leugnung endlich zugelassen, kommt es nicht selten zu intensiven emotionalen Reaktionen und körperlichen Empfindungen. Diese signalisieren den beginnenden Verarbeitungsprozess. Der ziff-Prozess erfordert neben Hintergrundwissen therapeutische Erfahrung mit der Verarbeitung belastender Emotionen sowie eine konsequente und verlässliche Anleitung. Er kann je nach vorliegender Symptomatik als alleinige Intervention angewendet oder mit weiteren Interventionen kombiniert werden.

Der ziff-Prozess basiert auf dem selbstverantwortlichen Umgang mit den eigenen Gefühlen und körperlichen Symptomen. Das heißt: Wer den ziff-Prozess erlebt hat, kann (und sollte!) lernen, ihn bei sich selbst anzuwenden. In der Bibliothek finden Sie dazu zahlreiche Erfahrungsberichte…

Sie wollen den ziff-Prozess bei Ihren KlientInnen anwenden?


Mehr Hintergrundinformationen finden Sie in Band 2 “Leben – auf eigene Verantwortung. Als Lehrtherapeutin für den “ziff-Prozess” vermittle ich Grundlagen dazu in meinen NLP-Ausbildungen sowie vertiefendes Wissen unterschiedlichen Anwendungsbereichen in der Ausbildung zum “Gesundheits-Coach”.