Die Grundelemente des ziff-Prozess

“Der ziff-Prozess hilft dabei, den inneren Kampf zu beenden und sich mit dem Symptom zu versöhnen” (Hans Rebhan)

Unser Organismus verfügt über ausgeprägte Selbstheilungskräfte. Viele scheinbare Krankheitssymptome (z.B. Fieber bei einem Infekt) sind eigentlich von unserem Immunsystem aktivierte natürliche Heilungsprozesse. Diese können nicht ablaufen, wenn wir sie zu früh blockieren (z.B. durch Medikamente). Weniger bekannt sind Selbstheilungsprozesse auf seelischer Ebene, die uns durch das Auftreten unangenehmer Gefühle signalisiert werden. Depressive Verstimmungen zeigen beispielsweise auf, dass sich in jüngster Vergangenheit belastende Situationen angehäuft haben und sich der Körper jetzt eine “Auszeit” für deren Verarbeitung nimmt. Werden diese Gefühle mit unterschiedlichsten Mitteln unterdrückt oder “bekämpft”, wird auch hier der Selbstheilungsprozess blockiert.

Grundannahmen für den ziff-Prozess:

  • Einstellungen, die wir im Rahmen von Erziehung oder unserem sozialen Umfeld erworben haben, verleiten uns, Gefühle vorzeitig durch innere Dialoge, Ablenkungsverhalten etc. abzubrechen. Werden Gefühle aber nicht „zu Ende gefühlt“, werden sie  zu innerlichen Blockaden. Wir richten dann unser Verhalten darauf aus, diese blockierten Gefühle zu umgehen, z.B. indem wir belastenden Situationen aus dem Weg gehen. Dadurch verschärft sich jedoch das eigentliche Problem.
  • Psychische oder körperliche Symptome sind daher Versuche des Körpers, die Blockaden aufzulösen und das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen. Erst wenn die positive Absicht eines Symptoms erkannt und gewürdigt wird, kann es sich auflösen.
  • Wird ein Symptom ignoriert oder vorzeitig mit Medikamenten „beseitigt“, tritt eine sog. Symptomverschiebung ein. Dies zeigt sich darin, dass ernsten Erkrankungen oft weniger schwerwiegende Symptome vorausgegangen sind, auf die wir nicht reagiert haben.

Bettina F. ist die Älteste von 4 Geschwistern. Als die Mutter nach der Trennung vom Vater eine Vollzeit-Stelle antritt, wird ihr die Verantwortung für Haushalts- und Erziehungsaufgaben übertragen, während sich ihre Freundinnen in der Stadt treffen.  Nach ihrer Lehre als Industriekauffrau wird sie die Assistentin des Geschäftsführers. Da dieser oft in den Filialen unterwegs ist, trifft sie zunehmend Entscheidungen für ihn und bleibt weit über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus im Unternehmen. Ihre Urlaubstage verfallen teilweise und ihr Privatleben bleibt auf der Strecke.  Sie fühlt sich immer häufiger erschöpft und ist regelrecht dankbar, als ein Migräne-Anfall sie dazu zwingt, zwei Tage lang zuhause im abgedunkelten Schlafzimmer zu bleiben. Die Migräne-Anfälle kommen immer häufiger. Sie stellt fest, dass sie den Ausbruch einer Migräne verhindern kann, wenn sie rechtzeitig Medikamente nimmt. Irgendwann hören die Anfälle ganz auf. Nach drei Jahren wird bei einer Vorsorge-Untersuchung bei Bettina F. Brustkrebs festgestellt. Sie kündigt, um sich eine berufliche Auszeit zu nehmen und sich ganz auf ihre medizinische und psychotherapeutische Behandlung zu konzentrieren. 

Die 5 Schritte im ziff-Prozess:

  1. Ein Symptom (z.B. unangenehme Empfindung, ein körperlicher Schmerz) wird zum Anlass für Therapie oder Coaching und signalisiert fehlendes selbstverantwortliches Handeln
  2. Das dazugehörige Gefühl wird direkt oder über eine Situation, in der das Symptom auftritt, im Körper lokalisiert
  3. Dem Gefühl wird durch den Klienten eine “Gestalt“ gegeben (z.B. “Kugel”, “Stein”) und intellektuelle Verarbeitungsmuster gestoppt. Dadurch können Blockaden aufgebrochen und das Gefühl „zu Ende gefühlt“ werden.
  4. Durch den Einbezug vorhandener Ressourcen erfolgt eine „Aussöhnung“ mit dem ursprünglich negativ bewerteten Symptom, die das innere Gleichgewicht („inneren Frieden“) wieder möglich macht.
  5. Aus dem Zustand des inneren Gleichgewichts heraus können alternative Verhaltensweisen für künftige Situationen abgeleitet werden (Future Pace)

Die jeweiligen Phasen können bei Klienten teilweise heftige innere Reaktionen auslösen. Die Anwendung des ziff-Prozesses erfordert daher neben Fachwissen umfangreiche Erfahrung mit der Verarbeitung belastender Emotionen sowie eine konsequente und verlässliche Führung. Der Ziff-Prozess kann je nach vorliegender Symptomatik als alleinige Intervention angewendet oder mit weiteren Interventionen kombiniert werden.

“Der Kern ist ein Teil deiner Seele, in dem sich ungefühlte Gefühle zusammengeballt haben” (Hans Rebhan)